Lesen lieben lernen: Die Rolle der Bücher bei der Gestaltung einer inklusiven und humanistischen Welt

Von klein auf spielt Literatur eine grundlegende Rolle in der Entwicklung des individuellen und kollektiven Bewusstseins.
Jede gelesene Geschichte öffnet ein Fenster zu einer Vielzahl von Realitäten – kulturellen, emotionalen, historischen und symbolischen. Beim Eintauchen in die literarische Welt entwickeln Kinder und Jugendliche nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern erweitern auch ihre Fähigkeit zu Empathie, Verständnis und Respekt gegenüber dem Anderenin seiner Andersartigkeit.
Die Kinder- und Jugendliteratur ist in diesem Sinne ein besonders wertvolles Bildungsinstrument für Empathie, ethisches Zusammenleben und die Anerkennung von Vielfalt als gesellschaftlichem Wert. Wenn Bücher Protagonistinnen unterschiedlicher Ethnien, Geschlechter, Körper, Familienstrukturen und kultureller Herkunft zeigen, bieten sie den jungen Leserinnen nicht nur Spiegel zur Selbstverortung, sondern auch Portale in Welten, die sich von der eigenen unterscheiden.
Literarisches Lesen geht somit weit über ein Werkzeug zur Alphabetisierung hinaus: Es ermöglicht die Gestaltung eines sozialen Imaginären, das pluralistischer und gerechter ist. Geschichten über Mädchen, die Wissenschaftlerinnen werden, sensible Jungen, Menschen mit Behinderung oder Figuren mit Migrationsgeschichte helfen dabei, Stereotype aufzubrechen und den Horizont des Möglichen zu erweitern. Junge Leser*innen werden dazu eingeladen, normative Vorstellungen, Rollenbilder und Ungerechtigkeiten kritisch zu hinterfragen.
Der Zugang zu Erzählungen aus verschiedenen Traditionen und Sprachen ist ebenso wesentlich, um den interkulturellen Dialog und ein globales Verständnis zu fördern. Literatur vermittelt auf subtile und zugleich tiefgreifende Weise, dass es nicht die eine richtige Art gibt, auf der Welt zu sein – und dass der wahre Wert des menschlichen Lebens in seiner Vielfalt liegt.
Die Literatur für Kinder und Jugendliche ist somit ein kraftvolles Mittel für gesellschaftlichen Wandel. Indem wir sensible, kritische und mitfühlende Leser*innen erziehen, tragen wir zur Gestaltung einer gerechteren, inklusiveren und wahrhaft humanistischen Gesellschaft bei.